JOCHEN NIESSEN //
5/12/ 2012 - 26/01 2013
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Jochen Niessen 'zero' 2006 Öl & Graphit auf Leinwand 80x100cm | | |
Niessens Werke – ob auf Papier oder Leinwand –
konfrontieren den Betrachter mit einem fast alchimistischen Rätsel aus Malerei
und Zeichnung. Dabei offenbaren sie bereitwillig die materielle Basis ihrer
Magie: ihren Aufbau.
Das Geheimnis der Bilder wird dadurch aber weder gelöst noch geschmälert. Zugleich verlangt der Künstler vom Betrachter, extreme und fundamentale
Verstöße gegen die etablierten Regeln malerischer Techniken zu akzeptieren. Doch
aus ebendiesen Regelverstößen entsteht bei ihm eine neue, faszinierende, in
sich stimmige und hoch differenzierte Malerei. Jochen Niessen hat sich vom
strikten künstlerischen Verbot, auf einer gemalten Fläche mit dem Stift zu
zeichnen, befreit, ja, er dreht die geläufigen Produktionsweisen von Gemälden
souverän um.
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Jochen Niessen 'Randmitte' 2009 Acryl&Graphit auf Leinwand 110x100cm |
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Jochen Niessen 'Randmitte I ' 2009 Acryl&Graphit auf Leinwand 110x100cm |
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Jochen Niessen 'Vega' 2009 Acryl & Graphit auf Leinwand 110x100cm |
Statt über eine Vorzeichnung die Farben zu setzen, zeichnet er
auf die gemalten Flächen, bedeckt Partien des Bildes in einer Art Nachzeichnung
mit durchscheinenden oder dichten Lagen von Graphit oder Signierkreide. Dabei
ist bereits die malerische Grundlage sehr komplex: Auf eine erste, noch
traditionell gemalte Schicht, meist Ölfarbe, trägt Niessen über die ganze
Fläche oder partiell eine zweite Schicht aus Druckfarbe auf. Die Reaktion der
beiden Farben aufeinander, abhängig von ihrer Dichte, ihrer chemischen
Beschaffenheit und dem Trocknungsgrad, bestimmt die Basis, auf die er dann die
Zeichnung setzt. Selbst durch diese letzte Schicht bleiben aber Struktur und
Auftrag der darunter liegenden Arbeit erkennbar. Niessen macht also die
materiellen Dimensionen seiner Werke und den gesamten Arbeitsprozess vollkommen
transparent.
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Jochen Niessen Mischtechnik & Graphit 2010 24x34cm |
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Jochen Niessen 'Sun' 2008' Acryl & Graphit auf Leinwand 100x100cm |
Diese Sichtbarkeit des gesamten Entstehungsprozesses, die jegliche
Korrektur praktisch ausschließt, stellt extreme Anforderungen an die
Konzentration des Künstlers, besonders wenn er, wie Jochen Niessen, kein vorab
festgelegtes mechanisches Konzept des Bildaufbaus verfolgt, sondern sich von
Bild zu Bild vorwärts bewegt, sich von Erfahrungen aus seinen vorhergehenden
Gemälden leiten lässt, diese aber auch in immer neuen Versuchen erweitert,
verifiziert oder wieder verwirft.Wie bedachtsam Niessen dabei vorgeht, wird in der Komposition seiner Gemälde
deutlich. Zwar überlagern sich die einzelnen Schichten in präzisen
geometrischen Flächen. Doch diese wirken niemals starr und werden nie nach
einem vorab festgelegten Muster platziert.
Niessen beobachtet seine Bilder in jedem Stadium genau und lässt sich von ihren
Zwischenzuständen und ihren Botschaften bei jedem weiteren Arbeitsschritt
leiten.Das Ergebnis sind Blätter und Leinwände von einer großen Ruhe und
Ausgewogenheit, die mit einem mechanisch angewendeten geometrischen System nie
zu erreichen wäre.Auch deshalb „wirken“ Jochen Niessens Gemälde – nicht nur auf Räume, sondern
direkt auf die Psyche des Betrachters.
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Jochen Niessen @ ponyhof artclub |
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